Schaukeln, lauschen, Wolken gucken:

Rückblick zum Performance-Tag beim Windkunstfestival „bewegter wind“ – Preisverleihung findet am kommenden Sonntag statt

Zierenberg / Habichtswald. Bereits seit knapp zwei Wochen lockt die Windkunstausstellung „bewegter wind“ zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland nach Nordhessen. Am vergangenen Sonntag gab es an beiden Ausstellungsorten Performances von internationalen Künstlern – auch hier war das diesjährige Motto „Wolken – clouds“ leitend. So zog Adriano Cangemi die Zuschauer in seinen Bann, indem er die metaphorische Bedeutung der Wolke – Freiheit, Leichtigkeit und Grenzenlosigkeit – unmittelbar für jedermann erlebbar machte: Vor einer beeindruckenden Landschaftskulisse schaukelte sich der Künstler auf seinem Trapez in 10 Meter Höhe unaufhaltsam in den Himmel – bis seine Silhouette mit den sich auftürmenden Wolken fast verschmolz.

Reta Reinl, Kuratorin des 9. Windkunstfestivals „bewegter wind“, zieht ein äußerst positives Fazit zum Performance-Tag – einem Highlight der zweiwöchigen Kunstausstellung unter freiem Himmel. Sie sagt: „Insgesamt haben vier Künstler die Besucher mit ihren Performances begeistert. Zeitgleich fand im Naturparkzentrum Habichtswald ein buntes Naturparkfest statt, bei dem auch die kleinsten Kunst- und Naturfreunde voll auf ihre Kosten kamen!“ 

Kunst (bringt Menschen) in Bewegung

Auch das Performance-Team um den niederländischen Künstler Ton Oostveen ließ die Besucher staunen: Mit seinen fünf Musikdrachen, mit modernster Technologie ausgestattet, entlockte er den Lüften faszinierende Klänge. Ob Windstoß, sanfter Luftzug oder säuselnder Wind – vor den Ohren der Besucher entstand ein Windkonzert mit einzigartigen Kompositionen. Der Künstler Marcel Lawrence, der bereits beim ‚bewegten wind 2016‘ dabei war, zeigte eine Würfelwolke aus schimmerndem Alu, die an einem Drachen in der Luft rotierte. Gut besucht waren auch die Performances von Raphaela Kula: Sie lud die Besucher auf eine gemeinsame Wolken-Gucker-Tour ein. Bei einem zweiten Spaziergang entstanden Sand-Graffitis. 

Hochkarätige Videokunst im Naturparkzentrum 

Elf Videoarbeiten von internationalen Künstlern machen das Naturparkzentrum Habichtswald derzeit zum Besuchermagneten: So zeigt Ria Gerth aus Deutschland in zahlreichen Überblendungen die Einzigartigkeit eines jeden Augenblicks, der wie eine Wolke vorüberzieht. Sören Herschel schafft mit seiner Arbeit „Beobachtung 0“ ebenfalls eine berührende Atmosphäre – hier zeichnen vom Wind bewegte Grashalme Muster in den Sand. Die niederländische Künstlerin Linda Lenssen hat die Veränderlichkeit zum Thema genommen, die das Auftürmen und Vergehen der Wolkengebilde am Himmel symbolisiert: In ihrem Video balanciert eine Frau auf einem Felsen – „On the edge“ – und macht das Ausloten von Sicherheit und Frieden gegenüber dem Zweifel und inneren Fragen, die uns mitunter zum Wanken bringen, gefühlsstark nachvollziehbar. Auch Dr. Marina Linares befasst sich mit dem Grundkonflikt Beständigkeit versus Veränderung – in ihrem Video ist ein und dieselbe Wolke vor verschiedenen Landschaftsbildern platziert.

Die Jury gibt am Sonntag Gewinner bekannt

 „Jeder Künstler und jede Künstlerin hat auf einzigartige Weise zum Gelingen unseres Windkunstfestivals beigetragen – von einem Gewinner kann man so also nicht sprechen“, betont Reta Reinl. Weiter erklärt die Kuratorin: „Unsere erfahrene Jury hat die herausragendsten Arbeiten ausgewählt – diese werden am Sonntag, den 2. September, ab 17 Uhr im Naturparkzentrum Habichtswald präsentiert und die Gewinner des diesjährigen Windkunstwettbewerbs ausgezeichnet!“ Zur Jury gehören die Kunsthistorikerin und Kuratorin des Museums für Kommunikation (FFM) Monique Behr, der Künstler Achim Lengerer (Berlin) und der Künstler Joachim Römer (Köln). Als Preisgelder sind insgesamt 7.500 € ausgeschrieben. Zudem wird es – so viel darf bereits verraten werden – in diesem Jahr ein Sonderpreis vergeben. 

Reta Reinl lenkt den Blick auf die Förderer und Unterstützer, die den ‚bewegten wind‘ und die Preisgelder überhaupt möglich machen. „Wir bedanken uns beim Landkreis Kassel, der der Gemeinde Habichtswald, dem Naturpark Habichtswald, Stadt Zierenberg, der Kasseler Sparkasse, EAM, dem Bundesverband Windenergie, den Stadtwerken Wolfhagen, art regio – SparkassenVersicherung und AGiL.“ Und sie fügt hinzu: „Außerdem gebührt den vielen Menschen vor Ort ein herzliches Dankeschön – ob Landwirte, die Ausstellungsflächen zur Verfügung gestellt haben, Helfer während der Aufbauwochen oder die zahlreichen Menschen, die Privatunterkünfte für unsere Künstlerinnen und Künstler bereitgestellt haben: Diese tatkräftige Unterstützung ist einfach grandios – und sie hat gezeigt, dass Kunst positive Energien freisetzt und die Menschen zusammenbringt!“ 

Übrigens: Spätentschlossene oder passionierte Wolkengucker haben noch bis zur Preisverleihung am kommenden Sonntag Gelegenheit, die „Outdoor-Ausstellung“ zu besuchen. Öffnungszeiten sind nicht zu beachten – die Exponate sind kostenfrei zugänglich. Kunstinteressierte sind zur Preisverleihung am Sonntag, den 2. September, herzlich willkommen. Los geht es ab 17 Uhr im Naturparkzentrum Habichtswald. 

Außerdem wird am Samstag, den 1.9.18 eine öffentliche Führung angeboten, die um 14 Uhr am Katzenstein beginnt.