Die Preisträger des 7. Internationalen Kunstwettbewerbs

Das Wettbewerbsthema „between" hat sich während des 7. Windkunstfestivals auf sehr vielfältige Weise manifestiert. Schon die Ausstellungsorte im Windpark Söhrewald und am Schenkelsberg in Kassel-Oberzwehren boten Kontraste zwischen Stadtlandschaften, Waldpfaden und Weitblicken.

Die thematische Umsetzung der fast 60 Künstlerinnen und Künstler zeigte reizvoll und differenziert, wie Künstlersprache und Arbeitsstil sich der Aufgabe gestellt haben. Es waren genau diese kleinen Situationen „dazwischen", die manchmal den Atem anhalten liessen um auch die kleinste Windbewegung im Kunstwerk mitzubekommen. Bei den Ausstellungsrundgängen kam man ins Gespräch über Kunst, Wetter und die Orte, zu denen die Kunst gelockt hatte. Man konnte Kunst in Kassel an Orten erleben, die sonst für andere Themen stehen. Dabei Stadtteile, Waldwege und Windaspekte neu zu entdecken sind erwünschte Nebeneffekte. Der TalkWalk des Spaziergangsforschers Bertram Weisshaar ist ein bleibendes Angebot.

Einige Arbeiten wie der ”Windtranslator" von Dimitri Dimov und Lora Azzah, der ”Klang der Stille" von Peter Schäck, ”Leicht wie der Wind" von Peter Neuberger, ”zwischen Schwarz und Weiß" von Anke Sauer, ”Tornadoformen" von Emil Dobriban und ”Fresh Relocate" von Vagaram Chouadry entwickelten sich zu Publikumslieblingen. Andere Arbeiten waren leiser und subtiler in ihrer Wirkung. Wieder andere luden zur Aktion ein.

Die Preisjury hatte sich einer umfassenden Aufgabe zu stellen um die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen 7. Kunstwettbewerbs zu ermitteln. Jurymitglieder der Preisjury waren:
Bernhard Balkenhol, geb. 1951, studierte 1970-75 Grafik Design und Kunst/Visuelle Kommunikation für das Lehramt Gymnasium an der HfbK Kassel und war lange Zeit Kunsterzieher an einem Gymnasium in Darmstadt. Seit 1988 lehrt er an der Kunsthochschule Kassel Kunstdidaktik mit den Schwerpunkten Methoden der Kunst und Vermittlung von Kunst. Seit 1996 – 2014 leitete er den Kasseler Kunstverein und hat dort zahlreiche Ausstellungen kuratiert.
Christof Kalden, geb.1961, Bildhauer
1982-90 Studium der Theologie in Marburg/L
1990-95 Studium der Bildhauerei an der Alanus Hochschule in Alfter
Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK)
Kordula Klose, geb.1955
1975 – 1981 Studium der Metallbildhauerei an der Kunstakademie Kassel
seit 1988 Plastische Arbeiten für den öffentlichen Raum
Kordula Klose ist Bildhauerin, lebt und arbeitet in einem ehemaligen Bahnhof in Calden - Fürstenwald. Dort betreibt sie ein kleines Café, in dem sie auch ein ambitioniertes Kulturprogramm realisiert.

Der Text zur Juryentscheidung nach dem Jurytreffen am 28.8.2014

Ausstellung bewegter wind, Thema „between"

Für die Jurierung der Arbeiten der diesjährigen Ausschreibung des Internationalen Kunstwettbewerbs between startete die Jury, bestehend aus Bernhard Balkenhol, Christof Kalden, Kordula Klose am Standort Schenkelsberg in Oberzwehren zu einem ausführlichen Rundgang. Gemäß des Themas between haben wir uns auf die Suche nach sichtbarem, hörbarem, fühlbarem und erlebbarem in den Interaktionen, Entwicklungen, Bewegungen und Zwischenzuständen der Kunst gemacht.
Schon während des Rundgangs haben wir uns ausgetauscht, insbesondere dann, wenn Objekte und Orte uns besonders ansprachen.
Aufgefallen ist eine große Bandbreite der verwendeten Medien von Video bis Stahlskulptur und auch der Umsetzung des Themas.
Die Standorte waren meist gut gewählt, gleichzeitig gab es in nur wenigen Fällen eine echte Korrespondenz oder Interaktion von Standort und Objekt.
Gelungen war dies bei Peter Neuberger, dessen Objekt ”Leicht wie der Wind 5" in einem durch Windbruch entstandenen Freiraum zwischen Bäumen gespannt ist, bei Francis Attard, dessen technisch anmutende Arbeit „Feeling Wind" neben dem Windrad placiert ist wie auch bei Peter Schäck, der raumgreifend den Wald selbst vernetzt hat. Alle Arbeiten haben das Thema aufgenommen und eine eigene Position war lesbar. Da keine der umgesetzten Arbeiten aus dem thematischen Rahmen fiel und deshalb die Möglichkeit eines Sonderpreises für eine besondere, aber aus dem Zusammenhang fallende Arbeit ungenutzt geblieben wäre, haben wir uns entschieden, das gesamte Preisgeld auf die drei ersten Preisträger zu verteilen und möchten zusätzlich lobende Erwähnungen aussprechen.

Lobend erwähnen

möchten wir die Arbeit ”Wind aktuell" von Wolfgang Heuwinkel, dessen Idee wie auch die Umsetzung gerade durch eine frische Frechheit überzeugt.
Auch die Arbeit von Yu Bogong und Megumi Shimizu ”Thales of the Wind" möchten wir lobend erwähnen.
Hier stimmt Material und Standort, die Idee und die Umsetzung sind stimmig und schaffen einen beeindruckenden Raum. Die Windfänger sind wunderbar von Kassel aus zu sehen und entfalten so auch Fernwirkung. Interessant an dem Standort ist die direkte Nachbarschaft zu der Arbeit ”Windaktuell" wo zerfledderte Zeitungen und die optische Schmuddeligkeit des Ortes im Gegensatz zu der lichten Ästhetik des Objektes ”Tales of the Wind" stehen.

Einstimmig entschieden wir uns in allen Fällen für folgende drei Preisträger.

Den 3. Preis mit dem Preisgeld von 500,- Euro erhält Anke Sauer für die Arbeit ”zwischen Schwarz und Weiß".

Anke Sauer hat in einer zurückhaltenden Weise mit einfachen Mitteln einen sehr präsenten Raum geschaffen, der artifiziell ist und doch korrespondierend mit der direkten Umgebung. Sie hat den Ort für die technischen Notwendigkeiten genutzt, die Technik der Verspannung tritt jedoch völlig in den Hintergrund und das zarte Material der Fäden kann sich frei bewegen und entfalten. Der durch die weißen und schwarzen Fäden entstandene Raum nimmt selbst den leisesten Windhauch auf und ist in ständiger Bewegung. Es entsteht ein Zwischenraum, ein beständig wechselnder Zwischenzustand, ein bewegter poetischer Raum, der den Betrachter bezaubert und berührt.

Den 2. Preis, dotiert mit 1500 ,- Euro erhält Burkhart Uliczka für die Arbeit „Zwischen Leben leben- Live between live".

In einem gerodeten Waldteilstück unweit des Windrades entfalten sich junge Weidenbäume als kleine künstliche Schonung. Die Weiden sind mit schimmernden, blanken Metallkugeln präpariert, in denen der Wald, die Weiden selbst aber auch der Betrachter gespiegelt wird. Diese Kugeln sind so in den Weiden verankert, daß sie zu einer Einheit mit dem Baum einwachsen und das filigrane Weidenlaub spiegelt sich in der blanken Außenhaut der Kugeln, was dieser Arbeit einen gewissen Zauber verleiht.
Natur und artifizieller Eingriff verweben sich in dieser Arbeit in einer stimmigen Einheit. 

Den 1. Preis, dotiert mit 2500,- Euro erhält Hannah Streefkerk für die Arbeit „to remember".

Diese Arbeit hat in allem überzeugt. Die Korrespondenz mit dem Ort und gleichzeitig die deutliche Abgrenzung als artifizieller Eingriff.. Durch eine Dichte und starke Präsenz gerade ohne Wucht und raumgreifende Eingriffe.
Wie ein Sog zieht es den Betrachter in eine Miniaturwelt auf dem Waldboden, auf dem sich die zarte Arbeit entfaltet.
Mit großer Materialsensibilität sind die Blätter gleich den natürlichen Blättern nachgebildet und mit Sorgfalt auf dem Waldboden befestigt. Überzeugt hat die Verarbeitung und Umsetzung der Idee der Arbeit. Die Vergänglichkeit zu konservieren als künstlerische Sichtbarmachung und so über das Erinnern poetisch zu erzählen ist hier überzeugend gelungen.
Hier ist Kunst entstanden als eigenständige Antwort auf Natur.
In allen drei preigekrönten Arbeiten hat uns die Poesie der Idee wie auch der Umsetzung besonders berührt.

Kordula Klose, Bernhard Balkenhol, Christof Kalden